Bahnreisende in Großbritannien können ihre Fahrscheine wesentlich leichter als in der EU kaufen – Es ist Zeit, dies zu ändern

Hier ist ein Beispiel vom Vertriebsportal des britischen Eisenbahnfernverkehrsunternehmens LNER (lner.co.uk):


Ergebnis nach Abfrage der Bahnoptionen von London nach York am 27. September 2023 ab 16.30 Uhr (abgefragt am 21. September 2023). Bitte beachten Sie, dass eine Fahrt mit dem direkten Wettbewerber DB-Grand Central ebenfalls von LNER zum Verkauf angeboten wird, obwohl diese billiger und schneller ist (als die von LNER).
  • In Großbritannien werden alle Bahnfahrscheine bei allen Bahnfahrscheinvertriebsportalen verkauft.
  • In dem Beispiel von oben sehen wir, wie der Fernzug “Grand Central” – eine 100%-ige Tochter der Deutschen Bahn (“DB”) – über die Vertriebskanäle von “LNER”, dem Wettbewerber auf derselben Strecke, sowohl zu finden als auch direkt zu kaufen ist.
  • Doch die DB und ihr Lobbyverband in der EU lehnen genau dies bei uns vehement ab – Warum wollen sie denn bei uns eine solche transparente Auswahl verhindern ?

Im Beispiel von oben sieht man, wie der britische Fernzug DB-Grand Central schneller und billiger als der konkurrierende Betreiber LNER auf der gleichen Strecke ist. Aber: LNER verkauft ihn aber trotzdem (und umgekehrt). Warum?

Es geht um Transparenz für britische Bahnreisende – mit Hilfe eines Multi-Channel-Vertriebs (Mehrkanalvertriebs). Nämlich: ganz egal welche Bahnwebsite oder -App die Reisenden aufsuchen, sie können trotzdem überall dasselbe Bahnprodukt finden und kaufen.

Die unterschiedlichen Fernverkehrszüge können natürlich weiterhin mit einander konkurrieren, und zwar in Sachen Preis, Reisezeit und Service-Qualität.

Darüber hinaus haben auch unabhängige Vertriebsportale beim Multi-Channel-Vertrieb eine wichtige Rolle zu spielen:

  • Wenn alle Vertriebsportale (d.h. sowohl bahninterne als auch unabhängige) Zugang zu denselben Daten haben, dann konkurrieren sie mit einander nicht mittels Datenzugang sondern nur in Bezug auf deren technische Überlegenheit. Nämlich: welches Portal kann die vorhandenen Daten zum besten Nutzen der Reisenden verarbeiten?

ALLRAIL-Generalsekretär Nick Brooks fragt: “Wie man oben sieht, profitieren die britischen Tochtergesellschaften der DB sehr wohl von den Vorteilen des Multi-Channel-Vertriebs. Warum setzt sich die DB aber hierzulande komplett dagegen ein? Warum verfolgt dasselbe Unternehmen eine so eklatante Doppelmoral?!”

ALLRAIL-Präsident Dr. Erich Forster fährt fort zu sagen: “In Deutschland liegt eindeutig ein Marktversagen vor: Die DB-eigenen Vertriebsportale haben einen Marktanteil von über 90% im Fahrscheinverkauf. Folglich können Reisende nur sehr schwer die Bahnoptionen finden und buchen, die die DB nicht verkauft.

Daher müssen Deutschland und die EU beim Mobilitätsdatengesetz bzw. beim MDMS-Vorhaben in erster Linie an Transparenz für Reisende denken:

  • Alle Bahnfahrscheine müssen bei allen Bahnfahrscheinvertriebsportalen verkauft werden(!)